Rathaus Bürgersaal Bibliothek Remseck

Drei Baukörper bilden ein Ensemble aus den lesbaren Archetypen Rathaus, Bürgersaal und Bibliothek. Sie werden so am Grundstück positioniert, dass sie wesentliche Fluchten der Umgebung und untereinander aufnehmen, wodurch eine Vernetzung mit dem Ort spürbar wird und die Richtungen der Annäherung an den Hauptplatz widergespiegelt werden. Der geplante Boulevard im Westen endet am Stadtsaal, welcher wiederum so weit über die Uferkante hinaus geschoben wird, dass die Landspitze mit den beiden Fußgängerbrücken zum Teil des Platzes wird. Die Öffnung in Richtung Neckar wird bei einem Bau der Bibliothek in ihrer Wirkung intensiviert.

Die neue Topografie ist als erlebbare und bespielbare Landschaft gedacht, die dazu einlädt, von den Bewohnern erobert zu werden. Uferböschungen werden zu Sitzstufen und grünen Terrassen, Bauminseln zu Sandhügeln und eine wassergefüllte Mulde in der Platzfläche ersetzt den herkömmlichen Brunnen.

Alle drei Gebäude stehen als Solitäre auf Platzebene. Ausschnitte in ihren Erdgeschossen weisen zur Platzmitte und zueinander, sie symbolisieren die Eingänge öffentlicher Häuser.

Das Rathaus ist als Skelettbau mit offenen Strukturen konzipiert, um es an künftige Veränderungen leicht anpassbar zu halten. Der Ausschnitt im Erdgeschoß führt in eine Eingangshalle, in welcher alle empfangenden Funktionen vorgesehen sind. Über eine Kaskadentreppe in einem glasgedeckten Atrium sind alle Ebenen unmittelbar miteinander verbunden. Vertikale Blickbeziehungen sorgen für eine gute Orientierbarkeit im Haus und laden zum Durchwandern ein. Im 3. Obergeschoss bietet eine Besucherlounge zusätzlichen Raum zum Verweilen an, über dessen vorgelagerte Loggia ein Blick von oben auf den Hauptplatz und den Fluss angeboten wird.

Vis á vis zur westlichen Bebauung changiert der Bürgersaal zwischen einem Abschluss des Platzes und einem zum Wasser orientierten Körper, der sanft auf der Uferkante aufliegt. Daraus bezieht er auch seine erkennbare Bedeutung als Veranstaltungsort. Flussseitig kragt der Saal über die Treppenböschung hinaus und stellt einen intensiven Bezug zum Wasser her. Der gedeckte Vorbereich führt über eine hohe Eingangshalle und eine mit dienenden Funktionen gefüllte Zwischenschicht in den teilbaren Saal. An den beiden Außenflanken sind einerseits Bühne samt Nebenräumen und andererseits der Küchentrakt organisiert. Diese bilden auch zwei Hauptträger aus, welche das quer gespannte Dachtragwerk aufnehmen. Das Casino lebt als Galerie über dem Eingangsbereich von Blicken sowohl auf den Platz als auch auf die Eingangshalle. Es kann über eine Freitreppe auch unmittelbar vom Platz aus begangen werden.

Die Bibliothek wird als schlanker Wissensturm typologisch gedacht. Sie ist gleichermaßen Randbebauung und Skulptur auf dem Platz, die die Offenheit zum Fluss nicht beeinträchtigt, aber einen signifikanten Punkt am Brückenkopf besetzt. Die inneren Funktionen sind übereinander gestapelt und enden im großen Saal ganz oben. Auf Platzebene entfalten sich Foyer und Café, deren Wirkung ins Freie ausstrahlt.

Eine Errichtung in Bauabschnitten ist aufgrund dreier Gebäude einfach realisierbar. Die Tiefgarage ist im Bereich am und unter dem Rathaus als erstem Bauabschnitt vorgesehen. Auch die Einfahrt, in deren Verlängerung später die Anlieferung zur Küche des Bürgersaales erfolgen soll, ist unmittelbar und störungsfrei von Süden her gegeben. Ein langer gitterrostgedeckter Hof und eine Öffnung zur Flussböschung bringen Tageslicht und Luft in die Garagenebene. Der Hauptaufgang auf die Platzebene erfolgt über das Rathaus in dessen gedeckten Eingangsbereich, wodurch eine vom Rathaus entkoppelte Nutzung ermöglicht wird und der erste Blick beim Austreten bewusst in Richtung Neckar fällt.

Die Erscheinung der Häuser bleibt unaufgeregt, aber elegant. Sie unterstreicht deren einfache Körperhaftigkeit mit einer Textur aus Fixverglasungen und teilweise öffenbaren Paneelen. Das sich verändernde Verhältnis zwischen geschlossenen und durchsichtigen Flächen reagiert auf die Nutzung dahinter. Notwendige Beschattungslamellen sind in der Verglasung integriert.

Das Ensemble aus Baukörpern und Landschaft soll zur Adressbildung beitragen und als sinnliches Erlebnis die urbane Vitalität des Ortes stärken.

Status
Wettbewerb
2. Preis

Remseck am Neckar | Stuttgart
2013-2014

Modell
Martin Svejda

Team
Michael Albrecht
Airam Eloende González Dorta
Ursula Hertl
Christian Spindler
Gernot Hertl