Andere über uns
Es bleibt still. Kein Ausbruch weit und breit. Wer den Sturm nicht bereits in Gernot Hertls angemessener Ruhe entdeckt hat, der dürfte erstens nicht genau hingesehen und zweitens das Beste verpasst haben.
Wojciech Czaja
Die ‚stimmige Atmosphäre‘, die so schwer herzustellen wie zu beschreiben ist, die sich den schnellen Effekten entzieht und die sich bei jeder falschen Bewegung in Luft aufzulösen droht, kann in der richtigen Konstellation ein erstaunliches Beharrungsvermögen zeigen. Paradoxerweise ist es aber auch genau dieses Beharrungsvermögen, das den Projekten in diesem Werkkatalog ihre Leichtigkeit verleiht.
Gabriele Kaiser
Es ist dieser Mangel an Eindeutigkeit, jene atmosphärische Vielschichtigkeit und Ambivalenz, die ihre Kraft aus dem Weiterbauen am genius loci, am Vorhandenen wie auch Verbliebenen zieht und durch moderne „Spuren“ ergänzt wird. Man spürt im Neuen den Widerschein des Alten, erkennt zwar die tektonischen wie materiellen Setzungen, die Übergänge und Brüche, nimmt aber letztendlich jene gestalterische Ruhe und konzeptionelle Gelassenheit wahr, die einem zum „gedankenlosen“ Verweilen animiert. Denn nach einiger Zeit fragt man nicht mehr nach, sondern lässt sich einfach ein und nieder.
Arno Ritter
Schlagen Sie eine beliebige Seite dieses kleinen Buchs auf. Sie werden ein Gebäude vor sich haben, das etwas zu sagen hat, ein Haus, das nicht nur ent-spricht, sondern an-spricht. Jedes einzelne der folgenden Bauwerke verkörpert auf seine Weise die Kunst der treffend formulierten Antwort.
Tobias Hagleitner
Gernot Hertl schenkt den kleinen Dingen nicht weniger Aufmerksamkeit als dem großen Wurf, weil er weiß, dass es gerade die heiklen Schnittstellen des Raumes sind, die ein Projekt in mehr als einer Hinsicht gelingen oder scheitern lassen. Während man gut beraten ist, sie während des Entstehungsprozesses hinreichend genau und kritisch anzusehen, zeigen geglückte Details dem Betrachter einmal gebauter Wirklichkeit ein souverän entspanntes, gepflegtes und selbstverständlich ungeschminktes Gesicht.
Romana Ring
Die Kraft der historischen Relikte und die Intervention von Gernot Hertl verbinden sich aufgrund des materiellen Purismus und der aufeinander abgestimmten Proportionen zu einer neuen Einheit, zu einer harmonischen Synthese, in der die Brüche sichtbar geblieben sind. Das Oszillieren zwischen Alt und Neu findet seine Entsprechung in dem Schwebezustand des Baus, der sich kategorialen Einordnungen entzieht.
Hubertus Adam
Die Böden der Wohnhäuser sind oft in grobem Beton gehalten, die Wände aber jede für sich anders gefertigt. Stellenweise findet man Sichtbeton vor, eine andere Wand ist aus Beton und Putz. Was sich verändert ist die Textur des Materials. Hier denke ich vor allem an jene Bauten, in deren Inneren Beton überwiegt, wie zum Beispiel das Krammer Haus in Waidhofen an der Ybbs oder der Umbau des Hauses in der Schlüsselhofgasse in Steyr. Diese Gebäude erinnern dem Ambiente nach an den frühen Le Corbusier, schaffen sie doch mit ihrem bescheidenen Maßstab und einer gewissen Grobheit der Ausführung eine ähnlich freundliche Stimmung.
Andrej Hrausky
Alles lief wie von selbst. Einige Gespräche mit den Bauherren, eine Ahnung ihrer Wünsche, einige Skizzen – schon stand die Planung fest und wurde unverändert ausgeführt. Diese Präzision beim Entwerfen einer bestimmten, unbewusst erwarteten Atmosphäre rang einem Fachmagazin für Holzbau schon vor einigen Jahren Bewunderung ab. Im Mittelpunkt stand dabei der diffuse Begriff „Stimmung“ sowie Hertls eigene Interpretation ihrer Funktion: „Diese Erfahrungen haben das Büro geprägt: »Wir entwickeln Räume aus dem, was wir uns an Stimmungen vorstellen.« Dabei versucht Hertl, diejenigen Elemente zu finden, die diese Stimmungen erzeugen können, bei ansonsten möglichst einfachen und reduzierten Mitteln.
Matthias Boeckl