Museum der Bayrischen Geschichte
Der Entwurfsansatz sieht ein Ensemble aus sechs solitären Baukörpern vor, welche Proportionen und Strukturen des Stadtgefüges übernehmen und eine prägnante Silhouette ausbilden. Sie stellen städtebauliche Fluchten und Bezüge zum Kontext her und definieren dabei gemeinsam mit der Nachbarbebauung ein System aus inneren Gassen und Plätzen. Durchblicke zur Donau werden durch die Querstellung der Häuser inszeniert.
Ein ‚Abheben‘ dieser Körper vom Platzniveau verweist subtil auf die besondere kulturelle Nutzung, stellt vor allem aber eine Beziehung zur großvolumigen Bebauung unter dem Platzniveau her, in der die eigentlichen Ausstellungsflächen untergebracht sind. Die ’sichtbaren‘ Häuser beinhalten Verwaltung, Bavariathek, Museumsnebenräume, Gastronomie sowie die geforderten technischen Anlagen. Die durch gläserne Sockel vom Boden abgehobenen Häuser wirken als Laternen, um Tageslicht ins Ausstellunggeschoss fallen lassen zu können und dort, wo es gewünscht ist, Blickbeziehungen zwischen innen und außen zu ermöglichen.
Der Haupteingang ins Museum erfolgt unmittelbar über den nun allseitig gerahmten Hunnenplatz und wird von der Auskragung des Eingangsbaukörpers gekennzeichnet. Der Durchblick zum Donaumarkt unterstreicht die Offenheit des Hauses. Eine breite Treppe in der Eingangshalle führt ins Ausstellungsgeschoss. Sitzstufen laden zum Verweilen ein und erlauben ein Beobachten der unteren Foyerebene, wo sich der Weg zwischen Dauerausstellung, Sonderausstellung und Veranstaltungssaal aufteilt. Gleichzeitig werden die museumspädagogischen Räume über der Eingangshalle erschlossen. Eine großräumige Ausstellungsfläche auf einer Ebene ermöglicht eine Ausstellungsgestaltung mit variabel denkbaren Wegeführungen. Die Laternenbaukörper erzeugen unterschiedliche Raumhöhen und strukturieren den Raum visuell, ohne ihm die Flexibilität in der Bespielbarkeit zu nehmen.
Im vordersten Haus haben Bavariathek und Verwaltung einen eigenen Zugang vom Hunnenplatz aus. Die Funktionen sind auf drei Geschossen aufgeteilt und mittels einer Drehung der Platten als Variation des Fassadenthemas mit Tageslicht versorgt.
Am hinteren Platz, bei dem die neue innere Gasse in Richtung Donaumarkt knickt, ist das Café|Restaurant situiert. Dadurch wird die städtische Struktur gestärkt, im Sommer können die Freiräume als Gastgärten gut bespielt werden. Die interne Verbindung mit der Ausstellungshalle erfolgt über einen Rampenaufgang. Die Blicke aus dem Gastraum schweifen von den Gassen bis hin zum Donauufer durch den Luftraum des Plenarsaalfragments. Anlieferungen von sowohl Museum als auch Gastronomie werden über einen Lieferhof an der Klostermeyergasse bewerkstelligt. An der Ostengasse wird das denkmalgeschützte Haus mit einem erdgeschossigen Durchgang geöffnet und nimmt die Nutzungen von Fahrradverleih, öffentlichem WC und Marktbüro auf.
Die Uferzone soll zur Promenadenfläche aufgewertet werden, auf der sich der Donaumarkt entfalten kann. Zugleich verschmilzt diese Promenade mit dem Museumsvorplatz zum Bild einer großzügigen städtischen Terrasse, die zwischen und unter den abgehobenen Häusern durchzulaufen scheint. Die Böschungskante reagiert auf die Textur der Museumsbebauung und bildet eine rhythmische Abwechslung von Sitzterrassen, Grünräumen und Treppen.
Konstruktiv sind die Längsseiten der Laternengebäude inklusive der verglasten Sockelzonen als Stahl-Vierendeel-Tragwerke ausgebildet, auf denen sowohl die oberen Geschosse als auch teilweise die Decken der unteren Ebene aufgelagert sind. Decken und Untergeschoss (Wanne) sind in Stahlbetonbauweise gedacht. Eine gut gedämmte Gebäudehülle, große erdberührte Flächen, Pufferräume in den Dachböden und ein vergleichsweise geringer Verglasungsanteil ermöglichen die Umsetzung eines energieeffizienten Gebäudes.
Die Fassade der oberen Baukörper ist aus hinterlüfteten Tafeln mit vertikaler Fugenausbildung gedacht. Die Farbigkeit von Cortenstahl erscheint uns als Verweis auf die Dachdeckungen der Umgebung angemessen, signalisiert trotz zurückhaltend matter Oberfläche auch selbstbewusst die Importanz eines Kulturhauses und altert unaufgeregt wie würdevoll.
In Summe verleiht ein sehr eigenständiges Gefüge mit vielfältigen freiraumbildenden Eigenschaften den Bauwerken eine den Kontext stärkende Position. Es entsteht ein Stück „Stadt im Kleinen“, die urbane Vitalität allseits stimuliert und eine signifikante Adresse am Rande des historischen Zentrums und in unmittelbarer Nähe zum Fluß bildet.
Status
Wettbewerb
Regensburg
2013
Rendering
HERTL.ARCHITEKTEN
Team
Eva Doblinger
Caroline Waglhuber
Michael Albrecht
Ursula Hertl
Gernot Hertl