Matthäus Areal Hochhaus und Evangelische Kirche

Prämisse
Nordwestlich des Hauptbahnhofs entwickelt sich ein dichtes urbanes Gefüge mit einem die Vitalität stärkenden Angebot an Arbeits-, Lebens- und Freizeitraum. Unser Projekt für das Grundstück an der Kreuzung Hohenstaufenstraße und Friedrich-Ebert-Anlage bildet den markanten baulichen Abschluss der Entwicklung um das Areal des ehemaligen Polizeipräsidiums.

Mit dem Kirchenneubau entsteht die einmalige Chance ein in der Stadt prominent platziertes Bauwerk mit großer Ausstrahlung zu errichten, welches zusammen mit dem gemischt genutzten Hochhaus zu einem signifikanten Gesamtensemble gestaltet wird.

Ausgangslage
Auf die spezifischen Anforderungen des Grundstücks und die besondere Aufgabenstellung antworten wir mit einer klaren und einfachen Baukörperkonfiguration, welche geeignet ist, Wohnen, Arbeiten und die öffentlichen Nutzungen in einem massgeschneiderten Stadtbaustein zu vereinen und dabei auf die vorhandenen Einflüsse und Bedingungen (Orientierung, Zugänglichkeit etc.) des Grundstücks gezielt zu reagieren. Es entsteht ein zusammenhängendes, städtebauliches Ensemble mit einem abwechslungsreichen, lebenswerten Stadtraum.

Städtebau
Entlang der Bebauung an der Friedrich-Ebert-Anlage bildet der Neubau für die evangelische Kirche einen markanten Baustein, der auch die besondere, öffentliche Nutzung widerspiegelt. Wir schlagen vor, den Kirchturm als etabliertes identitäts- und adressbildendes Wahrzeichen zu erhalten und in das Gesamtgefüge zu integrieren.

Die Setzung der Gebäude zueinander beruht auf einer sorgfältigen Abwägung vorhandener Standortqualitäten für die Nutzungen einerseits und einer in sich stimmigen baukünstlerischen Komposition andererseits. Die unterschiedlichen baulichen Volumen staffeln sich in Höhe und Ausrichtung, reagieren gezielt auf ihre bauliche Umgebung.

Eingangsplaza
Kirche und Hochhaus rahmen einen klar gefassten Platzraum, dieser bildet eine attraktive, geschützte Vorzone mit hoher Aufenthaltsqualität. Sowohl der Eingang zur Kirche als auch der Zugang zu den Büros im Hochhaus orientieren sich zu diesem Platz und schaffen mit den öffentlichen Nutzungen eine einladende und belebte Erdgeschosszone, die zur Aneignung durch die verschiedenen NutzerInnen einlädt.  Nach Westen werden Hochhaus und Kirche über die Heilig-Geist-Gasse mit der Hohenstaufenstraße verknüpft, dies stellt die Durchlässigkeit und Porosität des öffentlichen Stadtraums sicher. Der Eingang für die Wohnungen erfolgt getrennt und unabhängig von Westen, Tiefgaragenzufahrt und Anlieferung erfolgt ebenso über die Hohenstaufenstraße.

Hochhaus
Im südlichen Bereich des Wettbewerbsareals wird das Hochhaus in einem kompakt organisierten Baukörper in drei gestapelte Funktionsbereiche gegliedert. Ein großzügiges, überhöhtes Sockelgeschoss mit differenzierten Eingangssituationen und den öffentlichen Nutzungen bildet die Nahtstelle zum Matthäusplatz und zum umliegenden Stadtraum.

Die großzügige Raumhöhe ermöglicht sowohl repräsentative Eingangssituationen und Foyers als auch langfristige Flexibilität und Anpassbarkeit in der Programmierung des Erdgeschosses.

Wohnen
Wohnen wird in den Geschossen 1-16 angeboten. Das effiziente Grundrissprinzip beruht auf einem tragenden Kern und umlaufenden frei einteilbaren Nutzungsschichten. Der Wohnungsmix laut Auslobung und die unterschiedlichen Wohnmodelle werden im Wettbewerb punktgenau erfüllt. Langfristige Flexibilität und Veränderbarkeit wird auch dadurch sicher gestellt, da auf aussteifende Querwände verzichtet werden kann.

Büro
Die darüber liegenden Bürogeschosse lassen sich dank eines außermittig platzierten, in den Funktionen streng differenziertem Erschließungskern in jedenfalls vier Mieteinheiten mit unterschiedlichen, flexibel nutzbaren Raumtiefen unterteilen. Dabei ermöglicht die Grundform unterschiedlichste Grundrisslayouts und je nach Nutzeranforderung die Belegung und Bespielung mit allen denkbaren Arbeitswelten.

Evangelische Kirche
Bei der Gestaltung der neuen evangelischen Kirche werden Kirchturm, die Fenster als auch das vorhandene Wandrelief als wertvolle, denkmalgeschützte Elemente in die Neugestaltung mit einbezogen. Wir schlagen vor, den Kirchturm als etabliertes adressbildendes Wahrzeichen zu erhalten und in das Gesamtgefüge zu integrieren. Wenn auch sein Erhalt nicht zwingend notwendig erscheint, so wird er doch räumlich genutzt und wirkt identitätsstiftend. Mit den platzbildenden Beziehungen beider Häuser werden sie in einen gemeinsamen architektonischen Kontext gestellt, aber auch unterschiedliche Höhenstaffelungen und Wahrnehmungen ermöglicht.. Differenzierte Lichtstimmungen im Sakral- und Veranstaltungsraum mit besonderer Lichtführung werden gezielt in Szene gesetzt. Über ein gemeinsames Foyer lassen sich Sakral und Veranstaltungsraum flexibel miteinander kombinieren und zum Matthäusplatz erweitern. Eine vorgeschaltete, überdachte Loggia markiert im Tormotiv den Eingang der Kirche zum gemeinsam genutzten Matthäusplatz.

Tragwerk
Das Tragwerk des Hochhauses besteht aus einer Stahlbetonkonstruktion mit aussteifendem Kernen und Flachdecken. Die Spannweite zwischen Stützen beträgt im Regelbereich maximal 8,10m und ist somit zugleich ökonomisch und dank geringem Materialaufwand und hoher Lebensdauer auch nachhaltig. Zur weiteren Verbesserung der Ressourceneffizienz wird Recycling- Beton vorgeschlagen. Die Decken spannen frei von der Stützenreihe entlang der Geschossdeckenkanten zu den innenliegenden Kernwänden was eine flexible Grundrissgestaltung bzw. einen Wechsel der Raumaufteilung von Büro zu Wohnen ohne Versprünge im Tragwerk ermöglicht. Vorbehaltlich neuer Erkenntnisse aus der Baugrunderkundung wird derzeit von einer Tiefgründung mit Bohrpfählen ausgegangen.

Fassade
Die Gebäudehülle des Hochhauses ist geometrisch klar durch vertikale und horizontale Lisenen gegliedert. Die opaken Lisenen sind als sehr dauerhaft und wartungsarme Glasfaserbetonelemente geplant. Grundsätzlich ist die Fassade als Elementfassade mit 2,70m breiten geschosshohen Modulen geplant. Je nach Nutzung variiert der Glasanteil; transparente Bereiche werden mit innenliegender Dreifachisolierverglasung und vorgesetzter Prallscheibe realisiert; opaken Felder sind mit einem opaken Dämmpaneel und vorgesetzter transluzenter Scheibe aus recyclierter Glaskeramik vorgesehen.

Status
Wettbewerb 2. Runde

Frankfurt
2024

Projektpartner
AllesWirdGut Architektur

Fassade
knippershelbig

Renderings
bloomimages

Modell
Mattweiss

Team Wettbewerb
Valentin Schmid
Henriette Müller Scholtz
Ana Lipovsek
Paul Bogner
Airam Eloende González Dorta
Ursula Hertl
Andreas Marth
Gernot Hertl