HTL Anichstrasse
Die Landschaft um Innsbruck beeindruckt. Gibt Raum. Durch die natürlichen Barrieren wandert der Blick darüber hinaus. Eine Schule soll etwas ermöglichen: Sich einerseits seiner Interessen bewusst zu werden und andererseits mit Mitschülern gemeinsam in Räumen zu lernen und zu kommunizieren. Mit einem adäquaten Freiraum und gut situierten architektonischen Interventionen wird dies gelingen.
Innerhalb der vorgegebenen Funktionen und Rahmenbedingungen wird den 1100 HTL-Schülerinnen ein Mehrwert im Herzen der Schule geboten: Die Aufstockung um 10 Klassen in der Mitte des Areals wirkt durch den Abstand zu den beiden denkmalgeschützten Schulgebäuden an der Anichstrasse und am Innrain wie selbstverständlich, sie greift ganz einfach die Breite des mittleren Traktes auf.
Der Neubau erfüllt die funktionellen Anforderungen – bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit der Maßnahme – indem sämtliche tragende Achsen des darunterliegenden Bestandes genutzt werden. Lediglich für die Auskragung wird eine lastverteilende Decke unter der Aufstockung angeordnet. Der darunterliegende zentrale Eingangsbereich des Innenhofes erhält ein zusätzliches Vordach für die Pause an regnerischen Tagen. Der über dem Sockelgebäude schwebende Baukörper tritt eigenständig in Erscheinung und verweist auf seinen Inhalt an vorderer Front – den multifunktionalen Saal.
Der doppelgeschossige Neubau aus Holz bietet eine klare Raumorganisation mit einer Vielzahl an Aus- und Durchblicken. Die Erschließung wird durch ein Atrium räumlich zusammengefasst und bildet ein Pausenfoyer mit hoher Aufenthaltsqualität. Tageslicht wird über die beiden runden Lufträume auch bis in die Bestandsgeschosse geführt. Die Kabinette der Lehrer erhalten an der Ostseite ebenfalls eine kleine Freifläche.
An der dem Innenhof zugewandten Seite können die zwei quer liegenden großen Klassen mit der zentralen Pausenfläche zu einem Veranstaltungsbereich kombiniert werden. Über der Pausenfläche liegt ein grüner Patio, der für einen zusammengeschlossenen Saal als Laterne wirkt – Tageslicht und Blick ins Grüne prägen den Raum, der an den beiden Enden 4,5m Höhe generiert. Die Pausengalerie im oberen Geschoss liegt direkt an dem Patio.
Die Baustellenlogistik erlaubt weitgehend ungestörten Betrieb, das zentrale Stiegenhaus wird nach oben verlängert. Die beiden Dachausgänge werden für die Pausen aktiviert und je einer fungiert als zweiter Fluchtweg für die beiden Neubauebenen.
Das Konzept lässt aber auch die Landschaft in den Schulhof und bietet sowohl kontemplative Elemente einerseits, als auch Kühle und Schatten im klimaerwärmten Österreich.
Eine zweite ‚Holzbox‘ wird als Pendant zur Aufstockung im Innenhof positioniert. Sie bietet eine neue Fläche auf einem Holzpodest an und orientiert sich auch hier an der Breite des vorspringenden Teiles des Bestandsgebäudes. Alle Radabstellplätze werden darunter positioniert, diese Parkfläche ist geringfügig abgesenkt und mit einer Leichtkonstruktion aus Stahl und Holz überdacht. Die nur etwas übers Gelände erhöhte Plattform mit Sitzstufen zum Zentrum des Hofes bereichert die Aufenthaltsqualität im Innenhof für die Pausen.
Der Platz vor der Mensa bleibt bezüglich Parkmöglichkeiten von Zulieferfahrzeugen bestehen und wird um ein paar Pflanzinseln mit Bäumen erweitert, die Motorräder finden nun in der Tiefgarage Platz.
Die neu gestalteten Dachlandschaften auf den verbleibenden Werkstattdächern bereichern alle vier Schulbaukörper mit gut erreichbaren Freiflächen, die für einen so zentralen, hochrangigen Schulstandort adäquat erscheinen. Das Dach wird zur Landschaft mit Blickinszenierungen, Plätzen zum Lernen, Treffen, Essen. Pflanzen spielten eine zentrale Rolle, einige Gemeinschaftsbeete sollen jungen Menschen die Wichtigkeit der Natur näherbringen. Insektenweiden und vogelfreundliche Gehölze tragen dazu bei. Sportgeräte ermöglichen Trainings in den Pausen und somit entspanntere Schulstunden…
Die vermischten Nutzungen werden entkoppelt, der Kinderkrippen-Spielplatz wandert aufs Dach der Mensa. Die Krippenkinder können nun auch in den Übergangsmonaten an der Sonne spielen, tanzen, hüpfen und natürlich klettern. Ein Rastbereich mit Schatten ergänzt das Angebot für heiße Tage, wobei auch der Innenhof der HTL in den Schulferien und an manchen Tagen weiterhin von den Kleinen besucht werden soll.
statikaufstockung:
Die Aufstockung übernimmt den Tragraster der darunterliegenden Bestandsgeschoße in Form von Brettschichtholzstützen und – trägern, die die Lasten aus den 3 Massivholzdecken in zwei Fassaden- und zwei Mittelachsen ableiten. Im Bereich der Auskragung wird unter dem Boden des Saales eine lastverteilende Decke in Form eines Stahlträgerrostes angeordnet, welche die stützenfreie Aufstockung des Saales gemeinsam mit zwei Fachwerken entlang der Oberlichten zum Patio ermöglicht.
Status
Wettbewerb
3.Preis
Leonding
2020
Projektpartner
ir architektin iris reiter
Team
Airam Eloende González Dorta
Ursula Hertl
Iris Reiter
Gernot Hertl