Grüne Erde

Der Entwurf beschreibt eine Synthese aus respektvollem Erhalt des vorhandenen Charakters und zukünftigen Nutzungsbedürfnissen, er setzt auf ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft – ein ehrwürdiges Ensemble am Puls der Zeit, inmitten einer phantastischen Natur. Behutsame Rücksichtnahme und radikale Neuerung für eine moderne Arbeits- und Lebenswelt fließen ineinander.

Die vier Altbauten des ersten Bauabschnittes verleihen ihren neuen Inhalten wie selbstverständlich die Identifikationswerte ihrer jeweils ursprünglichen Ausprägung. Die ehemaligen Orte von Schmiedewerkstatt, Konsumgebäude, Elektrizitätshalle und Herrenhaus vernetzen nun die unterschiedlichen Arbeitswelten.

Sie sind als Gefäße gedacht, innerhalb derer neue Strukturen wachsen können. In die Zwischenräume der Außenmauern werden einfache Holzbauten gestellt, oft mit Abstand zur Mauer, wodurch eine Schlucht mit sinnlicher Stimmung entsteht. Bodentiefe Fenster versorgen den ganzen Raum mit Licht, MitarbeiterInnen haben den Blick von innen durch die alten Fenster hindurch, ohne einer notwendigen Rücksichtnahme der Bestandsfenster auf einen neuen flexiblen Konstruktionsraster. Freiraum im Haus sorgt für Luft.

Wir denken, damit können MitarbeiterInnen nicht nur in den üblichen Sozialräumen, sondern auch am Arbeitsplatz zur Ruhe kommen und sich erholen.

Die ehemalige Schmiedewerkstatt wird über den Gastgarten in der Platzecke erschlossen. Der Haupteingang führt unvermittelt ins räumliche Zentrum, das als Magistrale für die umliegenden Funktionen dient und alle Mitarbeitenden auch aus den anderen Gebäuden einen ähnlich langen Weg zum Mittagssnack zurücklegen.

Sie ist als Gasse gedacht, ein Freiraum, der zum städtebaulichen Herz des Campus‘ im Inneren wird. Von der Magistrale führt eine offene Treppenanlage in die oberen Etagen mit den Büros. Durch Lufträume entstehen auch Blickbeziehungen zwischen den Geschossen.

Ebenerdig gelangen MitarbeiterInnen und BesucherInnen zu Konferenz- und Schulungsräumen, sowie zur Cafeteria. Diese ist so angeordnet, dass sie auch den Übergang zum Wasser ausspielt. Durch Abbruch der Parapete sitzt man hier direkt am Ufer des Mühlbaches und kann auch einfach auf die Halbinsel zur Alm hin wechseln. Ein Teil von ihr ermöglicht als Glashaus den Menschen auch im Winter ein Verweilen im Grünen.

Im Konsumgebäude gegenüber werden Büros als Holzhäuser mit dem gleichen Denkansatz eingefügt. Lediglich der schützenswerte Gewölbetrakt, dessen starke Außenmauern auch bauphysikalisch gut nutzbar bleiben, wird einfach in restaurierter Form wiederverwendet. Hier sind die Fitnessbereiche untergebracht, die sich noch Osten hin in den Garten öffnen können.

Im ehemaligen Stromverteilerhaus ist das Produktmanagement Kleidung untergebracht. Eine aus Holz gebaute Galerie erweitert die nutzbare Fläche in der Maschinenhalle und ergänzt den Raum um eine zeitgemäße Vertikalerschließung.

Das Herrenhaus soll in seiner alten Würde erstrahlen und mit ursprünglichen Oberflächen saniert werden. Wir schlagen vor, von dem bereits zum Abbruch gedachten südlichen Trakt die einen Hof umfassenden Außenmauern zu erhalten, um die miteinander verschränkten Dachlandschaften von Haupthaus und Wintergartenanbau nicht zu stören, aber auch um einen außergewöhnlichen Freiraum aus den Resten entstehen zu lassen. Der Blick aus dem Herrenhaus führt dann in eine Schlucht, die mit Wasser gefüllt und mit Seerosen bewachsen zur atmosphärisch aufgeladenen Ergänzung des lieblichen Gartens im Westen wird. Eine Besonderheit für die ohnehin schon repräsentative Arbeitswelt.

Generell setzen wir auf CO2-neutrale Materialien und auf rezyklierbare und schadstofffreie Baustoffe. Neben Holz greifen wir auch auf andere nachhaltige Materialien zurück: Die Böden bestehen aus Recyclingziegel. Fassadenbegrünungen in Form von traditionellen Obstspalieren werden auf die Bestandsmauern aufgebracht. Neue Dächer werden für Photovoltaikelemente genutzt und begrünt.

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft heißt, vom Ursprung zum Ursprung zu arbeiten. Das betrifft etwa den Wasserkreislauf. Regenwasser wird aufbereitet, in unterirdischen Zisternen gesammelt und dann für Bewässerung und Toilettenspülung benutzt. Oder etwa die erneuerbare Energieversorgung mit Photovoltaik-Modulen, die in den Schrägdächern integriert sind. Erdwärmepumpen holen die Wärme aus dem Boden, vom Strom aus den PV-Anlagen versorgt. Durch die verwendeten Materialien wird das Gebäude zum Baustofflager der Zukunft, denn es kann rückgebaut, die Materialien wiederverwendet werden. Die Architektur strahlt diesen verantwortungsvollen Zugang auch aus.

Status
Wettbewerb

Scharnstein
2022

Landschaftsarchitektur
Yewo Landscape

Visualisierungen
Expressiv
Yewo Landscape

Team
Antonia Forster
Ursula Hertl
Gernot Hertl