Großkaserne Villach

Städtebau

Plätze und Alleen sind wesentliche Entwurfselemente und verbinden die unterschiedlichen Bezirke und verschmelzen gemeinsam mit den Bestandsgebäuden zu einem städtebaulichen Ensemble, zu einer „Stadt im Kleinen“.

Ankommen
Ein großzügiges Vordach in Verbindung mit dem Vorplatz bestimmen die neue Eingangssituation der Kaserne. Das Ankommen wird thematisiert, durch einen Rahmen wird der Blick auf die wesentlichen Elemente (Allee, Platz, Gebäude) der Kaserne gerichtet. Das verkleinerte Garagengebäude nimmt städtebauliche Achsen auf und flankiert durch die Höhenstaffelung das Vorfeld. Die geforderte Fläche fürs Parken wird durch unterirdische Bauten ergänzt.

Verbinden
Eine betont wegführende grüne Achse, als „Friedrich Hensel Allee“ formuliert, verbindet die einzelnen Bezirke auf einfache Weise mit einladender Geste und Aufenthaltsqualität im Freien. Trotz der Großflächigkeit wird eine dem ganzen Gebiet übergeordnete zusammenhängende Struktur und Ordnung geschaffen. Klare Wegeführungen sorgen für intuitiven Überblick ohne städtisch zu wirken.

Gruppieren
Die Anordnung der unterschiedlichen Gebäudestrukturen generiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Platzsituation mit Blickachsen. Diese Platzbildungen stärkten die Identität der einzelnen Bezirke und bilden im Kasernengebiet verteilte, individuelle Aufenthaltsbereiche. Vielfalt in der Ordnung.

Garagenbezirk
Der Garagenbezirk wird in seiner städtebaulichen Struktur aus der Studie übernommen jedoch wird das Hauptgebäude entsprechend der Funktion aufgefächert wodurch sich spannende Blickbeziehungen und Grünräume mit hohen Qualitäten bilden. Baumreihen zwischen Vorplatz und Garagenbauten verstehen sich als vermittelnde Achsen.

Verwaltungsbezirk
Der Kasernenplatz wird vom Wirtschaftsgebäude und dem auskragenden Lehrsaalgebäude gerahmt. Zusätzlich unterstützen Baumreihen die Platzsituation. Die Kompanie- und Kommandogebäude sowie der Truppenarzt werden in zwei zusammenhängenden Baukörpern situiert. Ein Wechselspiel zwischen Schachtelung und Auskragung gewährleistet eine geschickte Baumassenverteilung und fügt sich in das städtebauliche Ensemble harmonisch ein. Durch Kleinteiligkeit und schachbrettartige Schichtung der Baumassen (Kompanie und Kommandogebäude) werden strenge Strukturen vermieden und eine lockere, im Hang liegende Bebauung geschaffen. Die Verknüpfungsmöglichkeiten mehrerer Gebäude erlauben flexible Anpassungen der Funktionen für die Zukunft. Ein zentraler Antreteplatz versteht sich als übergeordnetes Verbindungselement das teilweise gedeckt ist und unterschiedliche Nutzungen ermöglicht.

Unterkunftsbezirk
Die Bebauung des Wohnbezirks wurde bewusst als kammartige kleingliedrige Baukörper strukturiert, um einerseits funktionelle Gebäudetiefen zu ermöglichen (natürliche Belichtung) und andererseits respektvoll auf die Bestandsbebauung zu reagieren.

Sportbezirk
Auch hier wird die ungefähre Lage der Sporthalle wie in der Studie belassen, jedoch werden städtebauliche Achsen der Bestandsbauten übernommen. Durch das leichte Verschieben nach Westen steckt der Baukörper im Hang und erscheint als aufgeklappte Landschaft. Die Freisportflächen werden zentral situiert, sodass sie leicht erreichbar und von der östlichen Bestandsbebauung abgeschirmt sind.

Bestand
Die denkmalgeschützten Bestandsbauten werden über eine Shared-Space-Fläche übergeordnet zur Bestandsstraße zusammengeführt und ergeben eine eigene Platzsituation, an welche auch die neue Sporthalle und die Sportflächen angeschlossen sind. Fußläufige Verbindungen ermöglichen die notwendigen Vernetzungen.

Architektonische Gestaltung

Übergreifendes ganzheitliches Fassadenkonzept
Ein gesamtheitliche Fassadenkonzept stärkt die Identität und trägt zur Unverwechselbarkeit des Ortes bei. Die vorgeschlagene Holzmodul bzw. Holzelementbauweise spiegelt sich auch im vorgeschlagenen Fassadenkonzept wider. Die bewusste Strukturierung der Außenhülle, erzeugt räumliche Schattenwirkung, nimmt den Volumen die Großflächigkeit und lässt diese „angemessen“ im Bestandsumfeld erscheinen.

Unterkunftsgebäude PiB1
Die Bebauung des Wohnbezirks wurde bewusst als kammartige kleingliedrige Baukörper strukturiert, um einerseits funktionelle Gebäudetiefen mit natürlicher Belichtung zu ermöglichen und andererseits auch respektvoll auf die Bestandsbebauung zu reagieren. Sie bilden die räumliche Fassung für den annähernd dreieckigen Quartiersplatz, der nach Süden hin von dem bewaldeten Wall abgeschlossen wird. Zum Quartiersplatz – als große durchgrünte Aufenthaltsfläche im Freien – hin erscheinen sie vom Boden abgehoben und bieten gedeckte
Freiräume an. Sie sind als hölzernes Baumhaus gedacht. Die Fenster liegen hinter Baumkronen und stärken den Bezug zum Naturraum, natürliche Beschattung unterstützt ein nachhaltiges Temperaturverhalten ohne aufwändige Technik. Raumelemente aus einem hoch vorgefertigten Holzbau können auf einem ‚Betontisch‘, dessen Stützen V-förmig zusammengeführt sind, beziehungsweise den Fundamentplatten gestapelt werden.
Ein effizienter Laubengang, der sich abwechselnd an die Unterkunftshäuser schmiegt, weitet sich in manchen Halbhöfen zu Aufenthaltsräumen mit Blick ins Grüne aus. Die Allgemeinfunktionen und der Haupteingang erscheinen als transparenter Körper unter das Volumen geschoben.
An der Fassade bleibt die Struktur aus Raumelementen sichtbar. Hohe Fenster mit Sitzparapet liegen in Holzrahmen eingebettet, welche den konstruktiven Raster zeigen und auf elegante Weise die Bewegungsfugen verbergen. Schiebeläden aus Holzlamellen können neben den Fensterflächen geparkt werden, sie sind ein sympathisch einfacher Sonnenschutz.Den Laubengängen mit Windschutzverglasung sind Rankpflanzen vorgelagert. Diese sorgen einerseits für natürliche Beschattung und Kühlung, holen andererseits aber auch das intensive Grün beinahe bis in den Innenraum. Die Anmutung der Gebäude entspricht dem konstruktiven Holzbau. Auch im Inneren sind massive Decken und Wände mit Holzoberflächen sichtbar.

Wirtschaftsgebäude
Die unterschiedlichen Funktionen werden über drei klar definierte Baumassen geschickt verteilt und die verschiedenen Nutzungen sind nach außen klar ablesbar. Die Finalisierungsküche mit dem großen Speisesaal formuliert als L-förmiger Baukörper das Erdgeschoss. Auf diesem liegen zwei identische Volumen welche die Räumlichkeiten für Betreuung und Lehrsaal bilden auf. Der nördliche Lehrsaalbereich ragt großflächig über das EG aus wodurch eine gedeckte An- und Ablieferung für die Finalisierungsküche sowie ein gedeckter Antreteplatz und Aufenthaltsbereich geschaffen wird. Der südlicher Betreuungsbereich ragt, an der dem Platz zugewandten Seite, über den Speisesaal aus und ermöglicht dadurch die Erweiterung durch einen gedeckten Speisebereich im Freien.
Ein zentraler gläserner Foyerbereich definiert den Haupteingang für alle drei Funktionen. Ein Vordach mit vorgelagerten Rankpflanzen an. Edelstahlseile lassen eine geschützte gedeckte Vorzone entstehen und beschatten zugleich die große Glasfläche. Der Speisesaal ist als dreiseitig verglaster repräsentativer Funktionsraum mit starkem Außenraumbezug konzipiert. Über zwei großzügige Treppen mit Sitzstufen werden die zwei Obergeschossbaukörper erschlossen. Raumhohe Glaselemente mit umfassenden Holzrahmen und vorgelagerten Holzlamellen sowie eine horizontale Betonung der Decken durch Holzbänder strukturieren die Fassade der Obergeschosse. Eine zentrale Dachterrasse als erhöhter Freibereich und Garten kann von allen Funktionseinheiten genutzt werden und gibt unterschiedliche Blickbeziehungen zu allen Teilen der Großkaserne und die Umgebung frei. Die Fassade wird bewusst kleinteilig strukturiert, auch die unterschiedlichen Schattenbildungen gliedern die großen Baumassen und die dahinterliegenden Funktionen sind ablesbar.

Werkstätte PiB1
Das zentrale Kreissegment (Werkstätten) wird aufgefächert und zusätzliche Grün- und Freiräume werden eingeschoben. Es entstehen spannende Blickbeziehungen mit Aufenthaltsqualitäten zwischen den einzelnen Werkstättengebäuden und der gesamte Garagenbezirk wird dadurch aufgewertet. Zusätzlich erhält jede Werkstätteneinheit an den Stirnseiten Belichtungsflächen, welche die Raumqualität der Werkstättenräume
wesentlich verbessert.
Die klare Gliederung mit parallelen Stirnwänden, innenliegenden Lagerflächen und zusammengefassten KFZ- Arbeitsplätzen schafft ein kompakte Gebäudeform. Die KFZ-Arbeitsplätze mit einer Raumhöhe von 5,5 m ragen jeweils über die Dachkante der Werkstätte hinaus und strukturieren die Gebäudeform. Ein umlaufendes Überdachungs- und Fassadenband betont das Kreissegment und erzeugt Dynamik. Die notwendige Erhöhung der KFZ Arbeitsplätze ist als umlaufendes Lichtband ausgeführt und erzeugt eine eigenständige Rhythmik. Die Werkstätten und Aufenthaltsräume sind über Fensterbänder großzügig natürlich belichtet. Entsprechend den speziellen Anforderungen wird eine Plattenfassade vorgeschlagen welche einerseits bei Beschädigung leicht auswechselbar ist und andererseits die Nutzung und Funktion des Gebäudes wiederspiegelt.

Status
Wettbewerb 3. Preis

Villach
2021

Auftraggeber
MIMZ – Militärisches Immobilienmanagementzentrum

Projektpartner
Pittino & Ortner
IKK Engineering
Lorenz Consult

Landschaftsarchitektur
SI Landschaftsarchitektur

Raumplaner
LWK

Renderings
nonstandard

Team
Ákos Perge
Julia Jernej
Klaus Ortner
Gernot Hertl