Berufsschulcampus Linz

Ein bestehender Gebäudekomplex aus den 70er Jahren wurde an die Anforderung moderner Beherbergungs- und Schulbetriebe angepasst.

Das Internat bietet in 51 Zimmern Unterkunft für über 200 Lehrlinge. Die strenge Geometrie des Bestandes ist in Beton manifestiert, weshalb diese Struktur mit neuen Vokabeln und Zubauten zu einer klaren Formensprache übersetzt werden sollte.
Die wesentlichen Eingriffe sind eine atriumsartige Öffnung des Kernbereiches mit Glasböden zur Förderung der internen Übersichtlichkeit und Belichtung, weiter die Öffnung und Bereinigung der Erdgeschosszone mit visueller und physischer Anbindung an die neue Turnsaaltribünenanlage. Darüber hinaus wird der Baukörper um zwei Geschosse ausgeweitet und das verbleibende Halbgeschoss als Sportbereich auf dem Dach den Gästen und Schülern zur Verfügung gestellt. Diese Eingriffe tragen zur Verbesserung der Proportion des Gesamtbaukörpers bei.

Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Entwicklung eines energetisch hochwertigen Fassadentypus. Die den Baukörper beruhigende und alles überspannende Textur leitet sich von Steinmauerwerk und dessen variierendem Glanz ab. Neben den deutlichen, energetischen Einsparungen aufgrund der hochdämmenden Fassade – der flächenbezogene Heizwärmebedarf liegt mit 37kWh/m²a um mehr als 20 Prozent unter dem gesetzlichen Standard – gelang es durch die in der Fassade integrierten Solarkollektoren wieder einen wirtschaftlichen Betrieb des bereits aufgegebenen Hallenbades im Untergeschoss zu ermöglichen.

Um eine logisch anmutende, gesamtheitliche Erscheinung zu erreichen, ist das Prinzip der Bekleidung des Internatsgebäudes mit changierenden, unregelmäßig wechselnden Bändern für den Schulbaukörper aufgegriffen worden, jedoch leicht variiert.
Da die Bänder die halbe Höhe der zur Belichtung der Klassenräume notwendigen Fensterbänder aufweisen sollten, breitet sich eine vorgesetzte zweite Fassade über der davon unabhängigen Lochung der Außenwand aus. Die den ersten Baukörpern ähnliche Textur wird anstelle von unterschiedlich glänzenden Materialien gleicher Farbe hier mit differenziert geneigten Rauchglasscheiben aufgebaut. Deren Spiegelbilder sind als Ausschnitte der Landschaft mit jeweils anderer Helligkeit zusammengesetzt. Das Glas erlaubt Durchblicke aus dem Gebäudeinneren bei gleichzeitiger Beschattung der großen Fenster dahinter.

Einzeln in den Klassen situierte Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung versorgen die Räume mit Frischluft, sie sind vor Ort präsent und dienen damit den Schülern auch als fachspezifische Schauobjekte. Zusätzliche atmosphärische Verbesserung bewirken lärmdämpfende Akustikelemente für Decken- und Wandflächen.
Die Eingangssituation wurde räumlich so verändert, dass nun eine klar lesbare Zugangsloggia im Inneneck zweier Baukörper den Ankommenden einlädt, und das Eintreten durch die niedrige geschützte Zone in eine hohe mit Oberlicht erhellte Halle zur spannenden Bewegungssequenz wird.
Die Freiräume am Campus verbinden sich zu differenziert bespielbaren, reizvollen Orten edukativer und sozialer Nachhaltigkeit.

Status
Gebaut

Linz
2004-2008

Auftraggeber
Land Oberösterreich

Kunst am Bau
Gerhard Eibensteiner

Fotos
Paul Ott
Walter Ebenhofer

Auszeichnungen
Europe 40 Under 40 Award 2010
best architects award 10

Link zum Film ‚Future Building Solutions‘

Team
Marcel Schäfer
Christian Spindler
Lothar Bauer
Caroline Waglhuber
Michael Schröckenfuchs
Josef Steinberger
Gernot Hertl