Gartenbauersiedlung

Auf der grünen Wiese
Wir finden ein Gebiet ohne wirkliche Anknüpfungspunkte vor. Am eindrucksvollsten sind die unmittelbar angrenzenden Inseln aus dichtem Walde. Ein Umfeld, das hohe Wohnqualität erwarten lässt. Der Wald als Puffer zum wachsenden Gewerbegebiet „Stadtgut“ ist dazu essenziell.
Zu einer wenig geordnete Einfamilienhausbebauung sollen sich ca.100 Häuser bzw. Wohnungen dazugesellen. Ein vorhandener Bebauungsplan auf Baufeld 1 lässt die Idee einer Art Blockrandbebauung vermuten.

Haltung und Städtebau
Wir möchten zu einer gesamten klar lesbaren Identität der Gartenbauersiedlung beitragen. Jedes der zwei neuen Quartiere hat eine erkennbare unverwechselbare „Mitte“: Im westlichen Teil nehmen wir den durch den Bebauungsplan gegebene Rand ernst und stärken die Mitte durch einen versunkenen Garten, eine vielfältig bespielbare Mulde, die zusätzlich die Garage hell und freundlich macht.

Das Quartier 1: Winkel und „Rücken an Rücken“
Je dichter das Wohnen, desto mehr Geborgenheit müssen die privaten Außenraume bieten.
In den privilegierteren westlichen und südlichen waldseitigen Randlagen mit den großen Parzellen sehen wir winkelförmige Häuser mit uneinsehbarem Gartenhof sowie Carports und gedecktem Zugang.
Für die hofartigen Binnenstruktur haben wir einen „UrTyp“ des verdichteten Wohnens quasi neu erfunden: Breite Grundrisse mit 11m Gartenfront, Rücken an Rücken gebaut. (Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieses Layout aus England von Josef Werndl ins „Eysnfeld“ nach Steyr „importiert“) Neu daran ist, abgesehen von den Wohnungsgrößen, die große Dachterrasse in die jeweils dem Garten gegenüberliegenden Himmelsrichtung. Das Haus mit dem Ost Garten hat die Terrasse nach Westen und umgekehrt. So kommt auch die nördliche Zeile in den Genuss der Südsonne. Der kontinuierliche Fluss über die vektorielle Treppe ins Licht macht die dritte Dimension zur Gänze erlebbar. Die Garage ist übersichtlich und rationell organisiert, der versunkene Garten und der Lichthof am Südende bieten natürlichen Belüftung, das Tageslicht fördert ein angstfreies Ambiente. Sämtliche Reihenhäuser sind über die Kellerbereiche direkt zugänglich.

Das Quartier 2
Wird zu Beginn geprägt durch einen kompakten höheren „Auftakt“ mit Geschoßwohnungen am Quartiers-Eingang. Loggien, die über Eck offen, somit immer nach zwei Himmelsrichtungen orientiert sind, gefasst durch solide Eckstützen und die auch nie unmittelbar an der Nachbarsloggia grenzen bieten schöne Privatheit. Die Wohnungen blicken ebenfalls immer nach zwei Seiten. Die Wohnbereiche sind offen gehalten, die Sanitärräume entsprechen dem anpassbaren Wohnbau. Eine großzügige Treppenhalle mit tanzenden Treppenläufen schafft ein räumlich hochwertiges Entree. Nebenan tauchen die Autos großteils in die Garage ab, Besucher und Lieferungen sind oberirdisch erlaubt Man betritt weiter eine mit giebelständigen Häusern gefasste Begegnungszone. Die zum öffentlichen Raum gerichteten Gärten werden zu intimen Patios geschlossen. Soll gemeinschaftliches Leben und Begegnung begünstigt werden sind geschützte Rückzugsbereiche essenziell. Durch Ausnutzung des  Dachgeschoßes lt. OÖ Bauordnung werden räumlich schöne außergewöhnliche Nutzflächen geschaffen. Wir sind uns sicher, hier trotz höherer Dichte eine deutliche höhere Wohnqualität als in vielen freistehenden Einfamilienhäusern anbieten zu können.

Ökologie und Material
Holz ist der einzige Werkstoff, der bei der Entstehung CO2 speichert. Serialität und Spannweiten lassen einen wirtschaftlichen Einsatz von Holz erwarten. Anzustreben ist dieser jedenfalls. Die in die geneigten Dachflächen integriert Photovoltaik in Kombination mit Wärmepumpe sehen wir eigentlich als Standard an.

Farbkonzept
„Bunt ist meine Lieblingsfarbe“ (Walter Gropius) das können wir in diesem Kontext durchaus unterschreiben.

Status
Wettbewerb 3. Preis

Steyr
2021

Auftraggeber
GWG Steyr

Projektpartner
Reitter Architekten

Team
Lukas Gattringer
Christian Schgör
Mojo Reitter
Helmut Reitter
Gernot Hertl